Zug ist schön, Zug ist reich. Aber sind wir glücklich? Der Chriesi-Kanton muss einen mutigen Blick in die Zukunft wagen!
Der Wohnraum ist knapp und unverschämt teuer, der Pendlerstrom erdrückend und Englisch im Vormarsch. Zu allem Übel haben wir auch noch die Rohstoffkonzerne, die niemand will, aber alle brauchen. Jetzt können wir entweder weiterwursteln wie bisher – hier einen Platz aufwerten, dort ein Schwimmbad bauen, und alle paar Jahre eine Wohnvergünstigungsinitiative annehmen, ohne dass die Preise je sinken.
Oder wir können den nächsten Quantensprung wagen – wie unsere Grosseltern, die Zug vom Armenhaus zum Reichenkanton machten. Wir können Zug zum Vorzeigekanton der Schweiz entwickeln. Dazu braucht es drei Anstrengungen:
Erstens müssen alle Zuwanderer in Zug Alltagsdeutsch lernen. Die Parallelgesellschaft von Expats, die sich in den Wirtschaftszentren der Schweiz entwickelt, ist schädlich. Denn die Schweiz funktioniert nur, wenn wir regelmässig miteinander «schnörren» – sei es in der Pause, im ÖV, im Verein oder in der Beiz. Da entsteht täglich Vertrauen, das unsere Gesellschaft so lebenswert und unsere Wirtschaft so produktiv macht. Ein obligatorischer Sprachtest nach 2-3 Jahren, z.B. im Austausch für das kommunale Stimmrecht, könnte Abhilfe schaffen.
Zweitens müssen Hochhäuser «entteufelt» werden. Wir müssen anfangen, Wohnen, Arbeiten und Mobilität als Ganzes zu denken: Gestufte Architektur kreiert Ausblick für alle, Satellitenbüros für grosse Arbeitgeber aus Zürich und Luzern minimiert Pendeln, generationenübergreifender Wohnungsmix erleichtert Familienmanagement. Ausgestattet mit eigener Bäckerei, Lebensmittelladen, Kindergarten, etc., werden Hochhausquartiere zu Dörfern in der Stadt.
Drittens muss sich die Schweiz als demokratischer, rohstoffarmer Kleinstaat ihr Plätzchen im Weltgeschehen sorgfältig aussuchen. Unsere Visitenkarte war und ist die hohe und stabile Qualität unserer Produkte und Dienstleistungen, nicht moralische Überlegenheit. Deshalb sind die vielen Rohstoffhändler bei uns ein Segen, nicht ein Fluch. Clever kombiniert mit dem Know-how der Schweizer Chemie und Industrie – und unterstützt von Zukunftstechnologien wie 3D Printing – muss sich die Schweiz wieder als zuverlässiger Produktionsstandort im Herzen Europas positionieren. Glasklar: Nur wer mitmacht, kann auch mitbestimmen!
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